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Frederick, der Achtsamkeitstrainer oder: Wie uns die dunkle Jahreszeit nichts mehr anhaben kann

bettinastrunk

Vielen ist er bekannt: Frederick, der Mäuserich und wohl erste Achtsamkeitstrainer jenseits der Menschheit. Sein Erfinder, Leo Lionni, 1910 in Amsterdam geboren und 1922 mit seinen Eltern in die USA ausgewandert, erschuf als Autor und Künstler in seinen Kinderbüchern solche Geschichten, die auch Erwachsenen einen neuen Blick auf ihre Werte vermitteln. Eigentlich sind sie eher eine Art Fabel. Und so hält uns Frederick einen Spiegel vor, in dem wir sehen dürfen, dass es noch weitaus Wichtigeres gibt, als dem so zweifelhaften Ruf nach „immer mehr“ zu folgen. Egal, was dieses „mehr“ auch sein mag.


Sicher ist es (überlebens-) wichtig, dass die anderen vier Mäuse der Familie Nüsse und Körner für den Winter sammelten, um nicht zu verhungern. Noch dazu reichten ihre Vorräte gar nicht, um den ganzen Winter über satt zu sein. Weil Frederick nicht mitgeholfen hat? Wäre es dann anders gewesen? Vielleicht – aber wahrscheinlich nur für ein paar Tage. Stattdessen aber beschenkte Frederick seine Familie mit Bildern, Farben und Worten. Und das in einer – für Mäuse – krisenhaften Zeit. Die Bilder gaben ihnen Wärme, die Farben Fantasie und die Worte Stärke. Und so konnten sie auch noch den Rest des Winters überleben, auch wenn dies, so ehrlich muss ich sein, nicht mehr beschrieben wird.


Frederick hatte seine Rolle in dem System Familie. Und auch die anderen füllten ihre Rollen aus. So kam es, dass dieses System funktionierte.


Die Frederick-Geschichte will uns aber auch noch etwas ganz anderes mit auf den Weg geben: Die ganze Familie sammelte, um schwierige Zeiten zu überstehen. Sie bereitete sich wochenlang auf die kalte und dunkle Jahreszeit vor, was für so kleine Mäuse gewiss sehr anstrengend war. Auch wenn die Vorräte irgendwann zur Neige gingen, waren sie alles in allem gut aufgestellt. Es ging ihnen gut. Davon dürfen wir lernen. Auch wir dürfen uns auf die vor uns liegende dunkle Jahreszeit vorbereiten, damit sie uns nicht mit einem Mal überrollt. Auch wir dürfen „Frederick-Momente“ sammeln, die uns stärken und genau dann beschenken, wenn es trotz allem so richtig dunkel in uns wird. Wir dürfen uns selbst in die Dankbarkeit führen.


Beim neurographischen Zeichnen fällt es nicht schwer, sich mit jedem Kreis einen wunderschönen Moment vorzustellen. Der Kreis in seiner Harmonie und Vollkommenheit hilft uns dabei. Und so sammelten wir beim 13. Zeitzeich(n)en Kreis um Kreis und nahmen, wie Frederick, der zur Darbietung seiner Vorräte auf einen Stein, einer Bühne gleich, stieg, eine andere Perspektive ein. Wir müssen die „dunkle“ Jahreszeit nicht fürchten, denn wir haben die Wahl, wie wir ihr begegnen, wie wir sie gestalten wollen. Sie kommt nicht unerwarteterweise über uns, sondern kündet sich an.


Wie können wir uns helfen – und helfen lassen? Indem wir die Gemeinschaft suchen, zum Beispiel, denn wir sind nicht die einzigen, denen es so geht. Indem wir bewusst hinschauen und das Schöne in den kahlen Baumkronen sehen, den vereisten Waldboden unter unseren Füßen bewusst spüren und den Regen auf unserer Haut dankbar wahrnehmen, der der Natur und damit auch uns das Leben gibt.


Der wohlschmeckende Tee, mit dem wir uns jetzt schon „ausrüsten“ dürfen, mag banal klingen und ist auch nur ein Sinnbild dafür, dass manchmal schon kleine Dinge helfen, uns durch schwierige Zeiten zu bringen. Sie helfen uns, diese nicht nur auszuhalten, sondern zu gestalten: indem wir darüber schreiben, Fotos machen und alles zu einem Herbst- und Winter-Tagebuch zusammenstellen. Das lenkt uns nicht nur ab, sondern bestätigt uns in unserer Selbstwirksamkeit, die so viel größer ist, als wir oft denken. Und die den Herbst und den Winter zu einer wunderbaren, intensiven Zeit machen kann.


"Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten.

Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten." (Leo Lionni: Frederick)


Eins noch zum Schluss, auch wenn es eine alte Weisheit ist: Ohne den Herbst, in dem scheinbar das ganze Leben aus der Natur entweicht, gäbe es keinen Frühling.


Du möchtest wissen, wie du dir die "Frederick-Momente" herbeizeichnen kannst? Hier geht es zu meinem Video auf YouTube.


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