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Der Weg aus der Komfortzone: Ein Aufruf zur Unterstützung junger Menschen




Der letzte Workshop trug den Titel "Lass´dein Leben erblühen!" oder: Wie du deine Komfortzone verlässt und Sicherheit und Lebendigkeit erfährst“

Bei der Vorbereitung habe ich viel über die Komfortzone gelernt. Unter anderem, dass sie so schlecht gar nicht ist. Eine Chirurgin beispielsweise, die während der OP ihre Komfortzone verlässt, weil sie einfach mal was Neues ausprobieren möchte, hat unser Vertrauen wahrscheinlich sehr schnell verspielt - wenn es überhaupt dazu kommt. Makaber!

In der Komfortzone zu sein, erspart uns zudem richtig viel Energie. Wir müssen nicht immer wieder bei Null beginnen mit unseren Überlegungen, wie wir denn nun am schnellsten das Wasser heiß bekommen.


Ich habe noch mehr gelernt: Ich muss die Komfortzone nämlich gar nicht verlassen. Es reicht vollkommen, wenn ich sie nach und nach erweitere. Ich finde, das hört sich viel versöhnlicher an, weniger nach Abschied oder Trennung.


Während meiner Vorbereitungen kamen mir immer wieder gerade die jungen Menschen in den Sinn, die so oft Angst davor haben, ihre Komfortzone zu verlassen. Wahrscheinlich haben sie dieses Wort noch nicht einmal auf dem Schirm. Ist auch egal! Dabei haben sie sie schon so oft „verlassen“: als sie in den Kindergarten kamen, in die Grundschule, und, und, und.

Ich sehe heute noch unseren Mittleren, wie er vor seinem Auslandssemester in Seoul im Köln-Bonner Flughafen steht und wartet, bis sein Flug aufgerufen wird. Da war so viel Angst in seinen Augen. Am liebsten hätte ich ihn wieder ins Auto gepackt, ihm gesagt, dass er doch auch zu Hause viel lernen kann. Ein halbes Jahr später habe ich einen selbstbewussten jungen Mann in die Arme geschlossen. Ein halbes Jahr, in dem ich selbst viel gelernt habe, denn auch ich habe damals meine Komfortzone verlassen. Und es war gut.


Bei so vielen jungen Menschen, die sich heute auf den Weg in ein eigenständiges Leben machen, kommt ja noch hinzu, dass drei Jahre "Corona-Schulzeit" hinter ihnen liegen. Die Jahre, in denen ihr Gehirn umgebaut wurde und in denen es so wichtig gewesen wäre, draußen eigene Erfahrungen und Fehler zu machen, verbrachten sie zu Hause in ihren Kinderzimmern. Eine gruselige Vorstellung und Grund genug, diesen noch sehr jungen Erwachsenen viel mehr Aufmerksamkeit auf dem Weg ins eigene Leben zu schenken, als wir sie damals gebraucht haben.

In ihrem Rucksack fehlt nämlich so viel an Proviant, den ein junger Mensch braucht, um herauszufinden, wohin sein Weg geht. Irgendwie müssen sie ja die drei Jahre nachholen.


Vielleicht müssen sie tatsächlich von uns erfahrenen Erwachsenen einfach an die Hand genommen werden, um Schritt für Schritt ihre Komfortzone zu verlassen, ´tschuldigung: zu erweitern. Dazu gehört, dass wir verstehen, dass ihr Blick auf das Leben weit von unserem entfernt ist, als wir in dem Alter waren. Zu viel hat sich seitdem verändert. Unsere Antworten passen also oft nicht mehr. Wenn es uns gelingt, das zu erkennen, werden wir auch die scheinbar irrationalen Entscheidungen unserer Kinder, Nichten, Neffen ... besser nachvollziehen können. Nur ihre Angst vor dem Neuen und Unbekannten können wir ihnen nicht nehmen. So einfach ist es dann doch nicht.



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